Der Volkstrauertag 2020
Am Volkstrauertag gehe ich auf den Friedhof. Auf den Gräbern und unter den Bäumen zeigt sich der Herbst und der Winter naht. Mit wenigen guten Freunden und Bekannten, Bürgern von Rehfelde, gedenken wir der Opfer von Krieg, Terror und Gewaltherrschaft.
Der Volkstrauertag liegt immer am Sonntag vor dem Totensonntag. Also mitten im sogenannten Totenmonat November – zwischen den katholischen Gedenktagen Allerheiligen und Allerseelen am Monatsanfang und dem protestantischen Gedenktag Totensonntag am Monatsende. Dieser Tag bietet Gelegenheit zu Einkehr und Besinnung, obwohl er in diesem Jahr auch anders ist. Durch Corona finden keine großen Gedenkveranstaltungen statt und viele kleine fallen ganz aus. Corona kann uns aber nicht hindern an diesem Tage, der seit jeher eine politische Dimension hat, über den Sinn des Tages nachzudenken.
Der Volkstrauertag ist ein staatlicher Gedenktag seit den 1920er-Jahren. Ursprünglich gedachte man der getöteten deutschen Soldaten im Ersten Weltkrieg.
Im Jahr 1934 erklärte die NSDAP den Volkstrauertag zum gesetzlichen Feiertag und nannte ihn "Heldengedenktag". Ein Jahrzehnt später tobt der Zweite Weltkrieg, der am Ende über 50 Millionen Tote auf allen Seiten fordern wird.
Heutzutage wird am Volkstrauertag an die Kriegstoten und Opfer von Terror und Gewaltherrschaft erinnert. Zum Gedenken gehört auch die Erinnerung an die Reichsprogromnacht am 09. November 1938. Schlägertrupps der Faschisten zerstörten jüdische Geschäfte und Gotteshäuser, tausende Juden wurden misshandelt, verhaftet und getötet, 30.000 in Konzentrationslager verschleppt und Millionen im Holocaust vernichtet.
Weltweit erlebten und erleben wir fürchterliche Kriege, Attentate und Morde. Aktuell verbünden sich Deutschland, Frankreich, Österreich und die Niederlande für gemeinsame Maßnahmen gegen den IS–Terror. Kurioserweise sind es die USA, die den IS noch immer in Syrien züchten. Nationalistische und neofaschistische Gruppierungen werden aktiver, Staaten entfernen sich von der Rechtsstaatlichkeit, ein brutaler Wirtschafts- und Handelskrieg tobt, sogenannte Reichsbürger besetzen mit Fahnen die Reichstagstreppen, in Stuttgart und Leipzig kommt es nach Demos gegen Maßnahmen zum Schutze von Corona zu Randalen.
Gründe genug, weltweit für Frieden und friedliches Miteinander einzutreten und den Hass, den Mord, den Krieg zu bekämpfen.
Bereits im Jahre 1922 sagte Reichstagspräsident Paul Löbe während der Gedenkveranstaltung im Reichstag zum Volkstrauertag:
„Leiden zu lindern, Wunden zu heilen, aber auch Tote zu ehren, Verlorene zu beklagen, bedeutet die Abkehr vom Hass, bedeutet die Hinkehr zur Liebe, und unsere Welt hat Liebe not.“
Ihr Re (h) Auge
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