75. Jahrestag der Befreiung
Liebe Einwohner, liebe Geschichtsinteressierte,
aus Anlass des 75. Jahrestages der Befreiung vom Faschismus wird die Geschichtswerkstatt Rehfelde e.V. an dieser Stelle ein paar interessante Informationen zu diesem Thema veröffentlichen. Ihre Fragen, Hinweise und Ideen richten Sie bitte an:
Vor 75 Jahren – Befreier und Befreite
Erinnerungen eines 10-jährigen
Erkenntnisse eines 85-jährigen
Stele zur Erinnerung an den ersten Brückenkopf im Januar 1945 in Kienitz
Januar 1945
Der erste Monat des Jahres 1945 war bitterkalt. Auf den Straßen zogen endlos Trecks - Kolonnen von Pferdefuhrwerken, Handwagen und frierenden Menschen – nach Westen, aus Ostpreußen, Pommern, Ostbrandenburg, Schlesien. Auf der Flucht vor dem Krieg, der nun nach Deutschland zurück gekommen war, und auf der Flucht vor den „Russen“.
Von Ortsgruppenführern der Nazipartei und Stadtkommandanten waren sie überhastet und oft unvorbereitet in Marsch gesetzt worden oder hatten sich vor der herannahenden Front selbst auf den Weg ins Ungewisse gemacht. Die Nächte verbrachten sie in zufälligen Quartieren, Scheunen und Notunterkünften. Am Tage wurden sie immer wieder von Panzern und Fahrzeugen der Wehrmacht auf die Seite gedrängt oder von Tieffliegern beschossen.
Die Zeitungen verbreiteten Gräuelberichte über wirkliche oder vorgebliche Untaten der Roten Armee, schürten die Angst der Menschen bis ins Unermessliche und weckten Hoffnungen auf eine „Wunderwaffe“, die den Umschwung im Krieg und den „Sieg“ bringen sollte. Im Westen war die “Ardennenoffensive” der Wehrmacht gegen die anglo-amerikanischen Truppen gescheitert, ein möglicher Separatfrieden nicht mehr zu erwarten.
Ende Januar erreichten Einheiten der Roten Armee nördlich und südlich von Küstrin die Oder, im Raum Guben die Neisse.
Der dies schreibt, beging in Bautzen seinen zehnten Geburtstag. Die Mutter hatte Sauerbraten aus Pferdefleisch bereitet, das es in einer etwas größeren Portion auf die Lebensmittelmarken gab. Im Herbst sollte er von der “Volksschule” auf die „höhere Schule“ wechseln Die Mutter war allein mit den zwei Kindern und dem Großvater, der im Steinbruch einen Arm verloren hatte. Der Vater war seit dem vergangenen Sommer an der Ostfront vermisst. Bisher hatte der Krieg die Stadt in der Lausitz verschont, wenn man von den ständigen Luftalarmen und den schlaflosen Nächten im kaltfeuchten „Luftschutzkeller“ absieht.
Denkmal für die sowjetische Armee in Kienitz
Februar 1945
Noch immer rollten die Trecks. Das Radio meldete einen Großangriff der anglo-amerikanischen Bomberverbände auf Berlin und „heftige Kämpfe“, um die Brückenköpfe der „Bolschewisten“ an der Oder zu beseitigen. Die „Festungen“ Breslau, Posen, Glogau und Graudenz wurden eingekesselt – unvorbereitet auf eine Belagerung wurden auf Befehl der deutschen Festungskommandanten ganze Stadtviertel abgebrannt, gesprengt, verwüstet, um „Schussfreiheit“ zu bekommen.
An den Mauern der Städte tauchten Inschriften auf „Kein 1918“. Der Krieg war längst verloren. Auch im Westen standen die alliierten Streitkräfte am Rhein. Aber weder die Generäle der Wehrmacht und noch die politische Führung waren bereit, die Konsequenzen aus der militärischen Niederlage zu ziehen. Der Krieg richtete sich nun vor allem gegen das eigene Volk. Nach der Zerstörung der Städte und Dörfer in Polen und Frankreich, in Russland, in Belorussland und der Ukraine, nach der barbarischen Bombardierung von Warschau und Coventry sollte nun auch die deutsche Bevölkerung alle Leiden des Krieges auskosten. Das war der Wille des „Führers“ – und die Generäle waren nicht bereit oder zu feige, sich dem zu widersetzen. Dafür wurden einfache Soldaten, die nicht mehr weitermachen wollten (oder denen man das vorwarf) von SS-Streifen oder den berüchtigten „Kettenhunden“ der Feldgendarmerie an Straßenlaternen und Chausseebäumen aufgehängt.
In der Nacht des 13. Februars war die Mutter krank, deshalb gingen auch die beiden Jungen nicht in den „Luftschutzkeller“, als die Sirenen heulten. So sahen sie am Westhimmel den Feuerschein – wie sie später wussten, den Widerschein des brennenden Dresden. Nur durch einen Zufall war eine nahe Verwandte mit ihren Kindern dem Inferno entkommen.
Nach Magdeburg, Dresden und Potsdam sollten dem Luftterror noch weitere Städte in Ost- und Mitteldeutschland zum Opfer fallen, Tausende an der Front einen sinnlosen Tod sterben. Schuld der Nazi-Führung, die bereit war, die eigenen Menschen zu opfern und den Krieg „bis fünf Minuten nach zwölf“ (Hitler schon 1942) zu führen, um das eigene erbärmliche Leben zu verlängern.
Ehrenmal in Groß Neuendorf (Letschin)
März 1945
An der Oder wurden junge deutsche Soldaten, schlecht vorbereitet und ausgebildet, in den Kampf geschickt, um die sowjetischen Brückenköpfe zu „liquidieren“. Auf den Friedhöfen in Seelow und in anderen Orten des Oderbruchs kann man die Gräber der 17- und 18-Jährigen finden. Bei der Luftwaffe wurden “Selbstopferungswillige” ausgesucht, die sich mit ihren Flugzeugen vor allem auf Brücken und Flussübergänge stürzen sollten. In der eingeschlossenen „Festung Breslau“ veranlassten der Nazi-Gauleiter Hanke und der Festungskommandant Niehoff die Sprengung ganzer Straßenzüge, um eine Rollbahn für Flugzeuge zu schaffen.
Am 10. März wurde der Jahrgang 1929 – 16-jährige - zur Wehrmacht einberufen. Im „Volkssturm“ wurden noch jüngere Hitlerjungen und ältere Männer, die der Krieg bisher verschont hatte, an alten Gewehren und an Panzerfäusten ausgebildet. Um das Leben der faschistischen Führer um einige Tage zu verlängern.
Am 10. März erließ Hitler den Befehl über „Zerstörungsmaßnahmen im Reichsgebiet“, den berüchtigten Nero-Befehl, in dem es u. a. heißt:
- Alle militärischen, Verkehrs-, Nachrichten-, Industrie- und Versorgungsanlagen sowie Sachwerte innerhalb des Reichsgebietes, die sich der Feind für die Fortsetzung des Kampfes irgendwie sofort oder in absehbarer Zeit nutzbar machen kann, sind zu zerstören …
- Verantwortlich für die Durchführung sind die militärischen Kommandobehörden ...
- Dieser Befehl ist schnellstens allen Truppenführen bekanntzugeben ...
Das war die Strategie der „verbrannten Erde“, die man beim Rückzug in den Ländern Osteuropas angewendet hatte, nun auch in Deutschland, in erster Linie und vor allem gegen die deutsche Bevölkerung selbst gerichtet. Gesprengte Brücken hielten die sowjetischen Panzer nicht auf. Aber das Leben der Bevölkerung sollte nachhaltig und auf lange Sicht beeinträchtigt, eine geregelte Versorgung mit Lebensmitteln, Wasser, Elektrizität unmöglich werden.
Auch unsere Stadt mit ihren mittelalterlichen Bauten, sowie den Kasernen und neuen Wohnvierteln war zur Festung erklärt worden. Mutter wurde mit vielen anderen Frauen zum Bau von „Panzergräben“ und Panzersperren vor die Stadt beordert, Die Schüler der 4. Klasse übten auf dem Schulhof das Marschieren und die Wendungen auf der Stelle – am „Führergeburtstag“ im April sollten sie ins “Jungvolk” der Hitlerjugend aufgenommen werden. Dabei war der Kanonendonner der Front schon aus der Ferne zu hören. Vom nahen Flugplatz starteten Maschinen zum „Feindflug“. In der Sandgrube sahen wir zu, wie Jungen aus unserem Viertel, wenig älter als wir, mit Panzerfäusten das „Panzerknacken“ übten. In der Schule schwärmte ein fanatischer Nazi-Lehrer immer noch von der bald einsatzbereiten neuen “Vergeltungswaffe” des Führers...
Ein verblendete Jugend sollte auch jetzt noch geopfert werden. „Für Führer, Volk und Vaterland gefallen“ hieß es auf den Todesanzeigen.
Erkner - Obelisk mit Gedenktafeln für 34 im Kampf gefallene Soldaten und Offiziere der Roten Armee
April 1945
Die Rote Armee bereitete sich auf den Sturm Berlins vor. Mehrere deutsche Verteidigungslinien waren vor der Reichshauptstadt vorbereitet. Verblendet, in Angst vor Vergeltung für die Verbrechen der Nazis, befangen in eigener Schuld oder Mitschuld, manche fanatisch an den „Führer“, die „Vorsehung“ oder die Wunderwaffen glaubend, verhetzt von den Goebbelslügen sind die Reste der deutschen Wehrmachts- und Waffen-SS-Verbände, die nun die Ostfront unter General Busse bilden, immer noch zum Kämpfen bereit. Später wird man aber auch von der „Allee der Erhenkten“ erzählen, wo „Fliegende Standgerichte“ jene hinrichteten, die nicht mehr bereit zum Sterben waren.
Am 16. April begann mit dem Sturm auf die Seelower Höhen die Schlacht um Berlin. Von Osten und Süden kämpften sich die Truppen Shukows und Konews an die Stadt heran. Tausende Gefallene und Verwundete gab es auf beiden Seiten. Manche der Rotarmisten hatten den Weg von der Wolga bis an die Oder zurückgelegt, bitter hier noch zu sterben. Manche hatten Auschwitz und anderes gesehen und die Toten, Gequälten, Erhängten in den eigenen Dörfern und Städten im Kopf.
Unsere Stadt in Ostsachsen erreichten die ersten Einheiten der Roten Armee in der Nacht zum 19. April. Beim einsetzenden Artilleriebeschuss erhielt unser Haus einen Treffer, in der Stadt starb die kleine Cousine durch einen Granatsplitter. Wir verließen die Stadt auf dem Weg in die Berge unmittelbar vor den russischen Geschützstellungen, nur das Notwendigste in Rucksäcken und auf einem kleinen Handwagen mitführend. In den Ortschaften trafen wir auf Panzersperren aus Bohlen und Gesteinsbrocken und Männer mit „Volkssturm“-Armbinden und Panzerfäusten. Unterwegs starb der Großvater. Wir kamen bei Verwandten in einem Dorf im Lausitzer Bergland unter.
Vom Picho-Berg sahen wir unsere Stadt an vielen Stellen brennen. Unter den ausgebrannten und zerschossenen Gebäuden war auch unser Haus. An verschiedenen Stellen standen ausgebrannte T-34-Panzer (die toten Panzersoldaten lagen wohl oft noch im Innern der Fahrzeuge). In den Gärten blühten die Apfelbäume, ihr Duft vermischte sich mit dem Brandgeruch der Ruinen. Auch unsere Schule war zerstört, ebenso wie die Post gegenüber, wo Großvater gearbeitet hatte- wie wir später erfuhren, auf Befehl des deutschen Stadtkommandanten angezündet.
In heftigen Kämpfen erreichten sowjetische Truppen unter dem Befehl der Generale Bersarin und Tschuikow um den 20.April auch den Raum Müncheberg-Buckow-Strausberg. Mehrere Male soll Hohenstein dabei den Besitzer gewechselt haben, stark zerstört wurde Hasenholz samt seiner Kirche, die als B-Stelle diente. 15-17jährige der Panzer-Jagd-Brigade „Hitlerjugend“ waren im Raum Bukow noch gegen etliche T-34-Panzer „erfolgreich“, konnten aber den Vormarsch der Roten Armee ebenso wenig aufhalten wie die Volkssturmmänner in Müncheberg.
In den Wäldern südlich von Berlin, bei Halbe und Teupitz, wurden die Reste der 9. Armee des Generals Busse eingekesselt. In dieser letzten Kesselschlacht des Krieges starben noch einmal über 40.000 deutsche Soldaten, sinnlos von ihrer Führung geopfert. Der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe „Mitte“ Schörner, noch im April 1945 zum Generalfeldmarschall befördert, versicherte Hitler am 23. April seine „bedingungslose“ Treue. Auf seinen Befehl starben weitere Tausende in der Lausitz und in Nordböhmen, wurden auf den 100 Kilometern zwischen Görlitz und Dresden über 90 Brücken und Eisenbahnviadukte gesprengt.
Postkarte (im Privatbesitz) vom 8. Mai 1945 in Paris.
Mai 1945
Hitler ist tot. Die Kämpfe dauern an. In der Nacht vom 8. zum 9.Mai wird in Berlin-Karlshorst die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht unterschrieben. Sowjetische und polnische Verbände eilen dem Prager Aufstand zu Hilfe und zerschlagen die Reste der Heeresgruppe „Mitte“ in der Tschechoslowakei. Schörner flieht in Zivil zu den Amerikanern, die ihn später als Kriegsverbrecher an die Sowjetunion ausliefern.
Wir wurden noch einmal auf die Flucht geschickt, erlebten an der Grenze zu Böhmen, wie sich SS-Leute in einer Viehherde verschanzten und das Feuer auf polnische Soldaten eröffneten. Mutter wollte zurück in die Stadt, in die Wohnung der Großeltern. Ich hatte Angst, vollgestopft mit den Gräuelmeldungen der Nazipresse, wollte sie zurückhalten.
Als wir die Türme der Stadt schon sehen konnten, erste Begegnung mit den „Russen“. Soldaten in verblichenen Feldblusen waren dabei, ihre gefallenen Kameraden unter einer Baumgruppe zu begraben. Dann Umwege, weil mehrere Brücken gesprengt waren, mit dem Handwagen über die endlosen Gleisanlagen des Güterbahnhofs. An einer Kreuzung ein Mädchen in Uniform, den Karabiner auf dem Rücken, auf dem Kopf eine Baskenmütze mit Stern. Die “Reguliererin” schwenkt ihre Fähnchen und lächelt den Kindern zu.
Der Krieg ist zu Ende. Frieden. Keine Sirenen und Bombennächte mehr.
Der Mai 1945 war warm und sonnig. Die Obstbäume standen in üppiger Blütenpracht. Aber in der Luft lag der Brandgeruch der Ruinen und jener süßliche Geruch, der von verwesenden Menschen und Tieren ausgeht. Die letzten Toten des Krieges mussten vielerorts noch bestattet werden.
Geht man von Rehfelde ins benachbarte Garzau, in Richtung zur Kirche, liegt rechterhand, bevor man das Schloß erreicht, der kleine Friedhof. Gleich am Eingang erinnert eine Tafel an 24 deutsche Soldaten und Unteroffiziere, die noch im April 1945 gefallen waren, zumeist am 19. und 20.04., als die Front, die sich von den Seelower Höhen in Richtung Berlin bewegte, auch unsere Gegend erreicht hatte. Als Geburtsjahre findet man 1925, 1926, 1927. Drei waren noch nicht einmal 17, sinnlos für die Verlängerung eines verbrecherischen Krieges geopfert. Sie hatten das Leben noch nicht kennengelernt, aber vielleicht anderen, vielleicht ebenso jungen Menschen mit Sturmgewehr oder Panzerfaust das Leben genommen. Viele Kreuze und viele fünfzackige Sterne findet man über Gräbern im märkischen Oderland.
Wir werden lange vom „Zusammenbruch“ sprechen und erst langsam begreifen, dass es nicht nur für die Häftlinge in den Konzentrationslagern und Zuchthäusern, für die von Nazi-Deutschland unterdrückten und ausgebeuteten Völker Europas, sondern auch für uns die Befreiung von einem unmenschlichen, menschenverachtendem Regime war.
Was hatten die Väter und Brüder an Wolga und Dnjepr zu suchen? In Paris, Narvik und Nordafrika? Nach Belorussland und in die Ukraine, bis an die Wolga und zu den Gipfeln des Kaukasus waren die deutschen Armeen marschiert, auf Landraub, auf Aneignung von Weizen, Eisenerz und Erdöl, zur Versklavung und Ausbeutung der östlichen „Untermenschen“ durch eine angebliche deutsche „Herrenrasse“. Im Gefolge der Wehrmacht und oft unter ihrer Beteiligung waren SS und Sicherheitsdienst beschäftigt mit dem Schlimmsten, was menschliche Gehirne bisher ersonnen hatten, mit der industriemäßigen Vernichtung von Menschen – Juden, Sinti und Roma, sowjetischer Kommissare, “unwerten Lebens”. Nachdem Massenerschießungen wie in Baby Jar und Gasfahrzeuge wie in Chmelno nicht mehr ausreichten, wurden mit „deutscher Gründlichkeit“ Todesfabriken gebaut. Der IG-Farben-Konzern lieferte das tödliche Giftgas und nutzte die noch Arbeitsfähigen, bis sie „verschlissen“ waren und durch neues „Menschenmaterial“ ersetzt wurden.
Was vor dem Krieg nicht gelungen war, die Bildung einer Antihitlerkoalition der Großmächte, gelang erst, nachdem Nazideutschland weite Teile Europas in Besitz genommen und für seine Kriegführung nutzbar gemacht hatte. In Frankreich, Italien, Jugoslawien und anderen Ländern waren zudem starke Partisanenbewegungen gegen die deutschen Okkupanten entstanden und wirksam geworden.
Während die Westalliierten die Eröffnung einer zweiten Front lange herausgezögert hatten, haben die Völker der Sowjetunion und ihre Armee die Hauptlast an der Zerschlagung des Hitlerfaschismus getragen, die größten Opfer unter der Zivilbevölkerung erlitten. Groß waren die Zerstörungen in den Städten und Dörfern der Ukraine, Belorusslands und des westlichen Russland. Nun wurde der 8.Mai für sie zum Feiertag, zum Tag des Sieges. So wie er für uns zum Tag der Befreiung wurde. Er aber sollte uns in jedem Jahr mahnen: Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus! Das war der Schwur der Häftlinge von Buchenwald, das waren auch die Worte der Mütter nach den Bombennächten.
Es ist absurd, wenn heute eine Mehrheit im europäischen Parlament die Geschichte und Vorgeschichte des zweiten Weltkrieges per Beschluss verfälscht. Es ist gefährlich, dass die NATO sich bis an die Grenze des Leningrader Oblast ”erweitert” hat. Es ist eine Provokation, wenn USA und NATO Truppenübungen an der Grenze zu Russland vorsehen und das zu einem Zeitpunkt, wenn andere den 75.Jahrestag von Sieg und Befreiung begehen wollen.
Eckart Schlenker
Das Fliegerdenkmal in Buckow
In der Lindenstraße in Buckow befindet sich eine der vielen Grabstätten für die Toten der letzten Schlacht des 2. Weltkrieges in unserem Kreis.
1972 wurden in einem Sumpfgebiet nahe Buckow die Überreste eines Flugzeuges, die Leichen der Besatzungsmitglieder sowie verschiedene Ausrüstungsgegenstände gefunden. Darunter war auch der Komsomolausweis eines der Toten, der es ermöglichte, Flugzeug und Besatzung zu identifizieren. Das schwere Bombenflugzeug der Besatzung Belousow aus dem 341. Regiment des 4. Gardefliegerkorps der sowjetischen Fernfliegerkräfte war am 16. April 1945, dem ersten Tag der Berliner Operation, nach Erfüllung seines Auftrages im Raum Fürstenwalde, nicht auf den Flugplatz bei Posen zurückgekehrt. Die Flieger der 18. Luftarmee unterstützten in diesen Tagen die Truppen der 1. Bjelorussischen Front unter Marschall Shukow durch Angriffe auf Kampftechnik, Verkehrsknotenpunkte und Rückwärtige Einrichtungen im Vorfeld der Reichshauptstadt.
Ein Einwohner Buckows, der damals Zeuge eines Luftkampfes geworden war, konnte sich erinnern, dass ein brennendes sowjetisches Flugzeug plötzlich eine scharfe Wendung vollführte. Offensichtlich hatte die Besatzung versucht, noch beim Absturz eines der Munitionslager im Waldgebiet zwischen Buckow und Waldsieversdorf zu treffen.
Die sterblichen Überreste der sechs Flieger wurden in der Grabstätte für 63 Rotarmisten beerdigt, die 1945 in den Kämpfen um Buckow gefallen oder ihren Verletzungen erlegen waren. 1974 wurde der einfache Gedenkstein durch das heutige Denkmal ersetzt – eine hochaufragende Tragfläche mit dem roten Stern der sowjetischen Luftstreitkräfte und Tafeln mit den Namen der Toten. Zur Einweihung der Gedenkstätte war auch die Mutter eines der Toten aus dem fernen Sibirien angereist, brachte Birkenreiser mit zum Grab des Sohnes.
Bis 1989 hielten zu den Feiertagen Soldaten der benachbarten Garnisonen der Sowjetarmee und der Nationalen Volksarmee der DDR die Ehrenwache, kamen Pioniere, Schüler und Einwohner aus Buckow und dem Kreis Strausberg mit Blumen zum Ehrenmal. Jetzt ist es hier stiller geworden. Aber das Amt Märkische Schweiz und rührige ehrenamtliche Helfer sorgen sich um den Erhalt der Anlage. An den Gedenktagen, dem Tag der Roten Armee am 23. Februar und dem Tag der Befreiung am 8. Mai, kann man frische Blumen an den Steinen mit den Namen der Soldaten finden, die ihr Leben für die Befreiung Europas vom Hitlerfaschismus gegeben haben.
Eckart Schlenker
Spruch der Woche
„Nehmen Sie die Menschen, wie sie sind, andere gibt es nicht.“
(Konrad Adenauer - 1876 – 1967)
DENKANSTOSS
„Ein Hirn zu benutzen, ist keine Schande“
(Oliver Kalhofe)
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