VOR 75 JAHREN – BEFREIER UND BEFREITE (TEIL 4)
Liebe Einwohner, liebe Geschichtsinteressierte,
aus Anlass des 75. Jahrestages der Befreiung vom Faschismus wird die Geschichtswerkstatt Rehfelde e.V. an dieser Stelle ein paar interessante Informationen zu diesem Thema veröffentlichen.
Ihre Fragen, Hinweise und Ideen richten Sie bitte an:
Erinnerungen eines 10-jährigen
Erkenntnisse eines 85-jährigen
April 1945
Die Rote Armee bereitete sich auf den Sturm Berlins vor. Mehrere deutsche Verteidigungslinien waren vor der Reichshauptstadt vorbereitet.
Verblendet, in Angst vor Vergeltung für die Verbrechen der Nazis, befangen in eigener Schuld oder Mitschuld, manche fanatisch an den „Führer“, die „Vorsehung“ oder die Wunderwaffen glaubend, verhetzt von den Goebbelslügen sind die Reste der deutschen Wehrmachts- und Waffen-SS-Verbände, die nun die Ostfront unter General Busse bilden, immer noch zum Kämpfen bereit. Später wird man aber auch von der „Allee der Erhenkten“ erzählen, wo „Fliegende Standgerichte“ jene hinrichteten, die nicht mehr bereit zum Sterben waren.
Am 16. April begann mit dem Sturm auf die Seelower Höhen die Schlacht um Berlin. Von Osten und Süden kämpften sich die Truppen Shukows und Konews an die Stadt heran.
Tausende Gefallene und Verwundete gab es auf beiden Seiten. Manche der Rotarmisten hatten den Weg von der Wolga bis an die Oder zurückgelegt, bitter hier noch zu sterben. Manche hatten Auschwitz und anderes gesehen und die Toten, Gequälten, Erhängten in den eigenen Dörfern und Städten im Kopf.
Unsere Stadt in Ostsachsen erreichten die ersten Einheiten der Roten Armee in der Nacht zum 19. April. Beim einsetzenden Artilleriebeschuss erhielt unser Haus einen Treffer, in der Stadt starb die kleine Cousine durch einen Granatsplitter. Wir verließen die Stadt auf dem Weg in die Berge unmittelbar vor den russischen Geschützstellungen, nur das Notwendigste in Rucksäcken und auf einem kleinen Handwagen mitführend. In den Ortschaften trafen wir auf Panzersperren aus Bohlen und Gesteinsbrocken und Männer mit „Volkssturm“-Armbinden und Panzerfäusten. Unterwegs starb der Großvater. Wir kamen bei Verwandten in einem Dorf im Lausitzer Bergland unter.
Vom Picho-Berg sahen wir unsere Stadt an vielen Stellen brennen. Unter den ausgebrannten und zerschossenen Gebäuden war auch unser Haus. An verschiedenen Stellen standen ausgebrannte T-34-Panzer (die toten Panzersoldaten lagen wohl oft noch im Innern der Fahrzeuge). In den Gärten blühten die Apfelbäume, ihr Duft vermischte sich mit dem Brandgeruch der Ruinen. Auch unsere Schule war zerstört, ebenso wie die Post gegenüber, wo Großvater gearbeitet hatte- wie wir später erfuhren, auf Befehl des deutschen Stadtkommandanten angezündet.
In heftigen Kämpfen erreichten sowjetische Truppen unter dem Befehl der Generale Bersarin und Tschuikow um den 20.April auch den Raum Müncheberg-Buckow-Strausberg. Mehrere Male soll Hohenstein dabei den Besitzer gewechselt haben, stark zerstört wurde Hasenholz samt seiner Kirche, die als B-Stelle diente. 15-17jährige der Panzer-Jagd-Brigade „Hitlerjugend“ waren im Raum Bukow noch gegen etliche T-34-Panzer „erfolgreich“, konnten aber den Vormarsch der Roten Armee ebenso wenig aufhalten wie die Volkssturmmänner in Müncheberg.
In den Wäldern südlich von Berlin, bei Halbe und Teupitz, wurden die Reste der 9. Armee des Generals Busse eingekesselt. In dieser letzten Kesselschlacht des Krieges starben noch einmal über 40.000 deutsche Soldaten, sinnlos von ihrer Führung geopfert.
Der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe „Mitte“ Schörner, noch im April 1945 zum Generalfeldmarschall befördert, versicherte Hitler am 23. April seine „bedingungslose“ Treue. Auf seinen Befehl starben weitere Tausende in der Lausitz und in Nordböhmen, wurden auf den 100 Kilometern zwischen Görlitz und Dresden über 90 Brücken und Eisenbahnviadukte gesprengt.
Bild zur Meldung: VOR 75 JAHREN – BEFREIER UND BEFREITE (TEIL 4)
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