Kolumne – Die Chinesen kommen
Bedingt durch das Sommerloch und damit fehlender kommunaler Anreize wage ich mich, angeregt durch Veröffentlichungen in der MOZ, heute auf das internationale „Glatteis“.
Wie oft haben wir schon gehört, dass die Chinesen kommen und dazu über passende und unpassende Witze gelacht? Tatsache ist, die Chinesen kommen nicht, sie sind schon da. Mit einer Bevölkerungszahl von 1,4 Mrd. und einem Bruttoinlandprodukt von 13,61 Billionen USD (Deutschland: Einw.: 83 Mio.; BIP: 3,95 Billionen USD) sind die Chinesen weltweit präsent!
Ihre atemberaubenden wirtschaftlichen und sozialen Erfolge verhalfen der Volksrepublik China zu globaler Geltung. Mehr als 120 Nationen zählen zu ihren internationalen Wirtschaftspartnern. Über Jahrzehnte wurde das Land als verlängerte Werkbank der Weltwirtschaft angesehen. Seit etwa fünf Jahren stehen nunmehr die Schlüsselindustrien im Zentrum des nationalen Wachstums, von dem die führenden Industrieländer einerseits profitieren, das ihnen anderseits zugleich als ernstzunehmender Wettbewerber entgegen tritt. All das geschieht auf einer den westlichen Demokratien nicht gefallenden Staatsordnung, aber auch - im Gegensatz zu anderen - seit 40 Jahren ohne Krieg und seit 30 Jahren ohne eine Kugel außerhalb Chinas Landesgrenzen abgefeuert zu haben.
Weder die USA noch Westeuropa verstehen das Entstehen eines neuen Kräftepols im fernen Osten nicht als Chance für die internationale Zusammenarbeit sondern als Gefahr für ihre eigenen Machtambitionen. Daher auch die Überschrift in einem MOZ-Beitrag, dass „Europas Einigkeit gegen China gewachsen“ sei. Einigkeit wäre gut, aber warum gegen und nicht mit dem anderen? Beweist sich nicht täglich, dass national-egoistisches Handeln die bestehenden globalen Probleme nur verschärft?
Der niederländische Historiker Luuk van Middelaar schreibt: „ Nun steht fest, dass der Rest der Welt nicht so werden wird wie Europa. Stattdessen werden wir gezwungen, uns anzupassen, wenn wir in der Welt von Donald Trump oder Xi Jinping mitspielen wollen“. Das sollten wir akzeptieren, unser Freund- und Feind-Denken überwinden und unsere überhebliche Selbstgewissheit ablegen. Nationaler Egoismus führt in die „Sackgasse“.
In Europa gilt es sich in wesentlichen Sachfragen zu einigen, um ein Gegengewicht zu den großen Mächten zu schaffen. Europa könnte die Brücke und nicht der Prellbock sein, was aber der Zusammenarbeit mit beiden Mächten und kein einseitiges Bekenntnis bedürfte. Im wirtschaftlichen Wettstreit und mit wirtschaftlicher Zusammenarbeit gilt es die globalen Fragen wie Krieg und Frieden sowie den Hunger von über 600 Millionen Menschen zu lösen. Hüten sollten wir uns vor jeglicher deutscher oder europäischer Besserwisserei und Einmischung. Deshalb wäre auch diplomatische Zurückhaltung im Falle von Honkong sowie der damit verbundenen chinesischen und amerikanischen Politik geboten.
Einseitige, nationalistische Sichten können uns nur selbst schaden. Das trifft neben China auch auf unser Verhältnis zu Polen und den anderen Europäern zu, wie beim Gipfel in Brüssel zu sehen ist.
Mit Kompromissen muss man leben – international, wie national, wie kommunal!
Ihr Re (h) Auge
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