Die Angst vor weiterem Zuzug?
2017 wurde auf Initiative der Staatskanzlei des Landes Brandenburg das Netzwerk "Ankommen in Brandenburg" ins Leben gerufen. Es stellt sich die hehre Aufgabe, Menschen zu unterstützen, die ins Land zurückkehren bzw. neu in Brandenburg leben möchten. Gegenwärtig richtet es sein besonderes Augenmerk auf die Gemeinden im Amt Märkische Schweiz und die Stadt Müncheberg. Beabsichtigt ist eine Befragung aller kommunalen Vertreter sowie zivilgesellschaftlich Engagierter in der besagten Region mit dem Ziel, die Umstände und Folgen des Zuzugs vor Ort in den einzelnen Gemeinden besser zu verstehen und zukünftig besser zu gestalten. Ausgangspunkt sind die Fortschreibungen statistisch fundierter demografischer Strukturen, nach denen im Zeitraum 2016 bis 2030 das Land mit einem Bevölkerungsrückgang und einer weiteren landesweiten Alterung der Bevölkerung zu rechnen hat. In wieweit die Befragung Einfluss auf die Einordnung Rehfeldes als Grundfunktionaler Schwerpunkt im Sinne des Landesentwicklungsplans Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg (LEP HR) nimmt, bleibt abzuwarten.
Das Spektrum der zu vermutenden Antworten wird, geht man von Rehfelde aus, breit gefächert sein. Während die Einen für einen weiteren Zuzug plädieren, da er viele positive Effekte bringt, werden andere der Meinung sein, dass sich mit einem weiteren Zuzug die Konflikte und Probleme in und für die Gemeinde zuspitzen. Ist das Glas also halb voll oder halb leer? Soll die Gemeinde ein verträumter, höchstens durch Radfahrer als Tagestouristen gestörter Ort sein, in dem Körper und Geist ausschließlich ihre Ruhe finden? Oder aber sollen sich die Bedingungen für Jung und Alt so entwickeln, dass sie diese Gemeinde für heute und künftig zum Mittelpunkt ihrer Wohn-, Lebens- und Arbeitswelt auserwählen? Der Ausspruch des Preußenkönigs Friedrich des Großen „Jeder soll nach seiner Façon selig werden“ gilt zwar für den Einzelnen, doch hier geht es um das Be- und Empfinden aller Einwohner der Gemeinde. Wollen wir in einer Welt, in der sich um uns herum die Spirale der Entwicklung immer schneller aufwärts dreht, der Evolution den Rücken kehren?
Schauen wir doch einmal in die Vergangenheit. Wie antworteten die Rehfelder Altvorderen wie Ernst Haube und Emil Elsholz auf derartige Herausforderungen, als sich von 1895 bis 1919 die Bevölkerungszahl des Dorfes verdoppelte und ihr weiterer rasanter Anstieg zu erwarten war? Sie nahmen Geld in die Hand, für damalige Verhältnisse viel Geld, und ließen einen Bebauungsplan für den nördlichen Gemarkungsteil erstellen. Diese Planung findet man in unserer Heimatstube. Mehr als zehn Jahre lang rangen sie um eine Genehmigung dafür. Von ihrer Ausdauer und ihrer Weitsicht profitieren die Altrehfelder und die neu Zugezogenen noch heute. Der Plan ermöglichte einen ausgedehnten Wohnungsbau zwischen Schlagweg und Bahnhofstraße, zwischen Waldpromenade und Friedhof. Handwerk und Industrie siedelten sich an. Neue Bewohner, insbesondere aus der aus allen Nähten platzenden Hauptstadt, fanden hier ein neues Zuhause. Rehfelde erhielt einen permanenten Arztstützpunkt, für ein Dorf zu jener Zeit eine völlige Ausnahme. 1928 konnte der Haltepunkt Herrensee, der zweite Bahnhof auf der Gemarkung, und 1930 eine neue Schule eingeweiht werden. Die Aufzählung ließe sich fortsetzen. Ja, es gab auch Probleme, insbesondere was die Straßen anbelangt. Doch auch hier ließen unsere Vorfahren Weitsicht walten. Die Planung hatte genügend Raum dafür vorgesehen, der uns noch heute in die vorteilhafte Lage versetzt, nicht nur über eine vernünftige Straßenbreite zu verfügen, sondern zugleich das Niederschlagswasser vor Ort versickern zu lassen.
Übrigens, als meine Familie 1997 nach Rehfelde zog, wurden wir mit offenen Armen empfangen. Es war der Beginn einer neuen Blütezeit der Gemeinde, deren positive Auswirkungen bis in die Gegenwart reichten. Weshalb sollte ich all jenen, die heute ihren Wohnsitz in Rehfelde nehmen wollen, das gleiche Recht verwehren?
Gerhard Schwarz
Hinweis: Leitbild der Gemeinde
besonders Abs. 5.4 Die Gemeinde zum Wohnen und Arbeiten
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