Gedanken zum deutschen Nationalismus
Ich wurde 1957 geboren. Das Ende des verbrecherischen 2. Weltkrieges, den das faschistische Deutschland anzettelte, der Tod und Leid über den gesamten europäischen Kontinent brachte, war erst 12 Jahre her. Von meinen Eltern und Großeltern habe ich in späteren Jahren erfahren, wie der Krieg auch bei ihnen und ihren Familien gravierende Spuren hinterlassen hatte. Sie haben Verfolgung, Tod, Hunger und Elend des Krieges am eigenen Leib erfahren. Erlebnisse, die ich, meine und nachfolgende Generationen glücklicherweise nie erfahren mussten.
12 Jahre, von 1933 bis 1945, dauerte auch das faschistische deutsche Regime. Unter dem Namen des Nationalsozialismus begann eine faschistische Diktatur, die erst für Deutschland und dann für den gesamten europäischen Kontinent Verfolgung, Massenmord, Krieg, Elend und Zerstörung mit sich brachte. 70 Millionen Tote waren das Ergebnis des 2. Weltkrieges. Hitler und seine NSDAP wurden 1933 vor allem mit Hilfe des deutschen Industrie- und Finanzkapitals sowie den Erben des Kaiser-, Königs- und Adelshauses der Hohenzollern zur Macht verholfen. Durch ihre Uneinigkeit und Unversöhnlichkeit konnten die beiden großen Arbeiterparteien SPD und KPD dies nicht verhindern. Hitler versprach dem deutschen Volk Arbeit, Wohlstand, Revision des Versailler Vertrags. Propagiert wurden ein deutscher, preußischer Nationalismus unter schwarz –weiß – roten Fahnen, die Errichtung eines neuen, großen und starken deutschen Reichs für die nächsten 1000 Jahre, in dem es keinen Platz geben sollte für Juden, Slawen, Kommunisten und Andersdenkende. Die Mehrheit des deutschen Volkes hörte es gern, glaubte an den Führer Der Aufruf der KPD „Wer Hitler wählt – wählt Krieg“ wurde nur von einer Minderheit wahrgenommen. Die Abschaffung demokratischer Grundrechte, das Parteienverbot und die Gleichschaltung des gesellschaftlichen Lebens wurden als unvermeidlich akzeptiert. Nach 6 Jahren waren die Voraussetzungen geschaffen, um 1939 den 2. Weltkrieg anzuzetteln. Die erfolgreiche Okkupation und Ausbeutung anderer Staaten wurden von einer Mehrheit des Volkes als der richtige Weg angesehen. Zweifel und neuer, konspirativer Widerstand setzten erst nach den Niederlagen an der Ostfront ab dem Jahr 1941 ein.
Das deutsche Volk war nicht in der Lage und die Mehrheit auch nicht gewillt, das faschistischen Regime und den Krieg von sich heraus zu beenden. Dafür bedurfte es der Hilfe der Anti-Hitler-Koalition, vor allem jedoch der Sowjetunion und seiner Roten Armee, die auch die Hauptlast im Kampf gegen Hitler-Deutschland aufbringen musste.
Der Schwur des Jahres 1945 „Nie wieder Faschismus- Nie wieder Krieg“ wurde nur von Teilen der deutschen Bevölkerung verinnerlicht. Vertriebenenverbände hegten weiter den Geist von Revanchismus und Nationalismus. Deutschland wurde unter Führung von Sozialdemokraten und Grünen in den 1990er Jahren erstmalig nach dem 2. Weltkrieg wieder teilnehmende Kriegspartei, nimmt eine Spitzenpositionen bei Hochrüstung und Waffenexporten ein. Der mehrheitliche Aufschrei in der Gesellschaft bleibt aus.
Die Manipulation und Instrumentalisierung der Menschheit ist auch heute möglich. Kriege und die Ausbeutung anderer Staaten werden wieder als legitim angesehen. Rechtsextreme und faschistische Parteien und Bewegungen haben in Deutschland wieder Zulauf.. Vor dem Reichstagsgebäude schwenken sie Schwarz-weiß-rote Fahnen und grölen faschistische Parolen. Mitverantwortliche für Faschismus und Krieg fordern die Rückgabe ihrer Schlösser und Güter. Ich habe Angst, dass die lange Friedenszeit, irgendwann auch in Deutschland wieder vorbei sein wird zum Leid meiner Kinder und Kindeskinder.
Es bleibt gesamtgesellschaftliche Aufgabe, Nationalismus, Faschismus und Krieg zu verhindern und sich konsequent für Frieden, Abrüstung und Völkerverständigung einzusetzen. Anders werden wir weder Hunger und Elend auf der Welt beseitigen, den Schutz von Klima und Umwelt erreichen oder ein solidarisches Miteinander bewerkstelligen können. Deshalb sind diese Grundforderungen ein fester und nicht verhandelbarer Schwerpunkt einer linken Politik.
Carsten Kopprasch
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