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Heute - 76. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus

08. 05. 2021

Am 17. September 2020 verabschiedete das europäische Parlament eine Entschließung zum „80. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkriegs und zur Bedeutung des europäischen Geschichtsbewusstseins für die Zukunft Europas“. Weshalb erlangte dieses Dokument eine solche Resonanz unter Historikern und Politikern?

Zum einen war es das Datum seines Erscheinens. Nicht der 1. September, der Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen, sondern der 17. September, der Jahrestag des sowjetischen Einmarsches in Ostpolen gemäß dem Geheimen Zusatzprotokoll zum Nichtangriffsvertrag zwischen Deutschland und der UdSSR vom 23. August 1939 wurde zum Anlass genommen, um der Welt die Sicht des Westens auf den Zweiten Weltkrieg und seine Vorgeschichte zu präsentieren. Das faschistische Deutschland und die Sowjetunion wurden gleichermaßen für den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verantwortlich gemacht.

In dem Bestreben, die Deutungshoheit über die Geschichte zu erlangen scheut diese demonstrative Meinungsäußerung der EU nicht davor zurück, einen Mantel des Schweigen darüber zu legen, dass sich insbesondere Großbritannien, Frankreich und Polen in den 1930er Jahren der Gier Hitlers nach Weltherrschaft faktisch unterwarfen, alle Initiativen der UdSSR zur Errichtung eines Systems kollektiver Sicherheit torpedierend. Für sie war bereits damals die Sowjetunion der Hauptfeind, gegen den die Pfeile zu spitzen und gegen den das Expansionsstreben Hitlerdeutschlands auszurichten waren. Sie glaubten, sich mit ihrer Beschwichtigungspolitik aus allen kriegerischen Auseinandersetzungen heraushalten zu können und darüber hinaus von dem Kuchen UdSSR ihren Anteil abzubekommen. Doch da hatten sie nicht mit der Widerstandskraft der am 22. Juni 1941 überfallenen Sowjetunion gerechnet, die den größten Blutzoll für den Sieg über den Faschismus zu zahlen hatte, ganz zu schweigen von den Verhungerten und Verkrüppelten.

76 Jahre später haben die Staaten der EU noch immer keine Lehren aus der Geschichte gezogen. Auch Deutschland nicht, das besondere Verantwortung für Massenmord und Vernichtung trägt. Vergessen ist der Schwur der Befreiten: „Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!“ Unsichtbar sind die Spuren der einst international vielbeachteten Rede von Bundeskanzler Richard von Weizsäcker vor dem Bundestag 1985, als er den 8. Mai als Tag der Befreiung charakterisierte und dabei betonte: „Wer vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart. Wer sich der Unmenschlichkeit nicht erinnern will, der wird wieder anfällig für neue Ansteckungsgefahren.“ Die Gegenwart in diesem Land offenbart, dass diese Ansteckungsgefahr viel größer ist, als so mancher es wahrhaben will. Das beweisen nicht zuletzt die mit Hakenkreuzen beschmierten sowjetischen Ehrenmale über den Gräbern gefallener Rotarmisten wie u. a. in Schöneiche geschehen.

Die Staaten der EU reihen sich ein in die Phalanx jener, die die in den 1940er Jahren von der UNO erarbeiteten allgemein anerkannten Prinzipien des Völkerrechts negieren, sie durch sogenannte eigene Werte ersetzen und diese anderen Völkern oktroyieren. Ihre bedingungslose Ergebenheit bezeugen sie heute den nach Weltherrschaft strebenden und mit einem Atomkrieg drohenden USA und scheuen nicht davor zurück, sich an deren Kriegen zu beteiligen. Wieder geht es darum, sich am Eigentum anderer Völker zu bereichern. Wer mag angesichts dieser Situation daran zweifeln, dass gerade Russland zu den beliebtesten Zielen des Machthungers der westlichen Hemisphäre zählt? Kaum ein Tag, an dem nicht Russland zu den Verantwortlichen für meist fabrizierte Vorfälle auf dieser Welt gemacht wird. Und da das Land kaum auf die Anfeindungen und Unterstellungen reagiert, müssen eben Sanktionen und Staatsstreiche gegen das Land und seine Verbündeten herhalten. Hilft das nicht, werden bei NATO-Übungen - und nicht nur dann - Zigtausende Soldaten mit ihrem gesamten militärischen Gerät an die russische Grenze verlegt, um dort den Angriff zu proben.

Welche Lehren Russland aus der Geschichte, insbesondere aus dem Krieg gegen den Hitlerfaschismus zog, findet seinen Niederschlag in der Botschaft Präsident Putins, die er am 21. April, am Vorabend des 76. Jahrestages der Befreiung, an das russische Parlament richtete: „Wir wollen die Beziehungen selbst zu jenen verbessern, mit denen es schwierig ist. Wir wollen keine Brücken zerstören. Sollte jemand unsere Absichten jedoch als Schwäche wahrnehmen und diese Brücken selbst abbrechen, muss er wissen, dass die Antwort schnell, asymmetrisch und hart sein wird. Ich hoffe, niemand wird daran denken, die rote Linie in Bezug auf Russland zu überschreiten.“

 

Bild zur Meldung: Heute - 76. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus

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