Der Anfang vom Ende
Vor 80 Jahren, in den frühen Morgenstunden des 22. Juni 1941 überfiel Hitlerdeutschland die Sowjetunion. Unter dem Codenamen „Unternehmen Barbarossa“ begann ein faschistischer Eroberungs-, Bereicherungs- und rassistisch-kolonialistischer Vernichtungskrieg, der nach riesigen Schlachten vor Moskau, bei der Belagerung von Leningrad, bei Stalingrad an der Wolga, im Kursker Bogen, an den Seelower Höhen im Mai 1945 in Berlin mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht sein Ende fand.
Wie mit einer Lupe, einem Mikroskop, wird heute am Sonntag mit der Buchlesung von Dr. Erika und Gerhard Schwarz auf diese Ereignisse geschaut. In ihrem neuen Band zur Geschichte lenken sie das Augenmerk u. a. auf den konkreten Kampfverlauf im April 1945 in Rehfelde, Werder und Zinndorf sowie in der Region. Sie geben Antworten auf Fragen zur Besatzung durch die Rote Armee, die die Alteingesessenen noch immer bewegen und von denen die jüngeren Generationen unbedingt Kenntnis nehmen sollten.
Der Band ist ein historischer Beleg vom grausamen Ende eines verbrecherischen Feldzuges, der der Gier deutscher wirtschaftlicher, militärischer und politischer Eliten nach den Territorien und Reichtümern des Riesenlandes im Osten entsprang. Dieses ungezügelte Verlangen bezahlten auch Einwohner der Orte Rehfelde, Werder und Zinndorf mit ihrem Leben. Allerdings ist der Blick der Menschen auf das Ende nicht einheitlich. Die einen sahen und sehen in ihm noch immer eine Niederlage. Diejenigen, die unter dem Faschismus gelitten hatten, ihn bekämpften, betrachten es als Befreiung. Meist sind es die persönlichen Erlebnisse, die Erinnerungen an die Toten, die Flucht und Vertreibung, die Armut und das Leid, die die Wahrnehmung des Geschehens bestimmen. Die Ursachen der Ereignisse aber werden nur selten hinterfragt. Und wenn das geschieht, werden sie fast ausschließlich in der nationalsozialistischen Ideologie und in Hitlers Wahn gesucht. Die imperialistischen Machtbestrebungen des deutschen Kapitals bleiben ausgeblendet.
Ohne den Überfall vom 22. Juni 1941 hätte es auch keine Aufteilung und Besatzung Deutschlands durch die Alliierten gegeben. Geteilt in Ost und West, in Blöcke, fällt es heute immer schwerer, den Anteil der verschiedenen Mächte am Sieg real zu bestimmen. Immer nachdrücklicher wird der entscheidende Beitrag der UdSSR verleugnet. Der einstige Alliierte, ohne dessen Opfer der Faschismus nicht gestoppt worden wäre, wird wieder zum Hauptfeind erklärt, da er nicht gewillt ist, sein Land und seine Reichtümer ohne weiteres anderen zu überlassen. Russophobie und Hetzte sollen Russlands potentielle Verbündete abschrecken sowie die Menschen in der westlichen Hemisphäre auf neue Konfrontationen vorbereiten. Nicht zuletzt gilt es - so die Entscheidung des US-Präsidenten - die transatlantische Allianz neu zu beleben, um die antirussische Front zu einen und zu stärken.
Nie wieder Krieg war einst die Schlussfolgerung der Völker aus dem welthistorischen Kriegsdesaster. Aber zu groß ist die Gier der Eliten. Für sie bleiben Kriege, selbst wenn sie regional begrenzt sind, ein probates Mittel der Politik zur Veränderung der Machtverhältnisse in der Welt. Wir befinden uns längst in einer neuen Phase des Wettrüstens, das mit der russischen Gefahr begründet wird. Dabei betragen die Rüstungsausgaben der NATO-Staaten (1,103 Milliarden Dollar in 2020) das 17–fache der russischen. Sanktionen gegen Belarus ohne Prüfung und Abwägung, auf Drängen von Biden verschärfen die G7 und die Nato das Vorgehen gegen China und Russland, Manöver der NATO entlang der russischen Grenzen vom Schwarzen Meer bis zur Barentssee usw. sind Teil dieser Konfrontationsspirale.
Die Ideen der Vereinten Nationen, von den USA am Ende des Zweiten Weltkrieges so vehement vertreten, werden abgelöst durch nationalistisches Denken und Handeln.
Welche Partei in unserem Land stellt sich dem konsequent entgegen?
Wann wird die Menschheit klug und kommt zu der Überzeugung, dass nur in Gemeinsamkeit und mit Zusammenhalt alle in Frieden und Wohlstand leben können?
Aus den Schlussbemerkungen des Bandes „Auf dem Wege nach Berlin“: „Möge das Buch das Wissen und Nachdenken über das deutsch-russische Verhältnis, über dessen Höhen und Tiefen erweitern und unter Berücksichtigung der bitteren Erfahrungen von gegenseitiger Achtung geprägte, partnerschaftliche Beziehungen zwischen beiden Ländern und Völkern im Interesse der Erhaltung des Friedens fördern.“
Ihr Re (h) Auge
Bild zur Meldung: Der Anfang vom Ende
Spruch der Woche
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"Tradition ist nicht Halten der Asche, sondern Weitergeben der Flamme“
(Thomas Morus - 1478 – 1535)
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„Einst hatten wir Zeit! Ich weiß nicht, wer sie uns genommen hat.“
(Max Frisch - 1911 – 1991)
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