Meinung - Zur Situation in der Ukraine (3)
Der Besuch der Kanzlerin in Moskau sowie Kiew und ihr Vorschlag erneut ein Treffen auf höchster Ebene in Minsk durchzuführen reizt uns eine Artikelserie von Eckart Schlenker mit der Bezeichnung „Über die Ukraine, die Staatssprache und das Projekt „Anti-Russland“ zu veröffentlichen.
Die „Ukrainisierung“ der Ukraine
Im Artikel „Über die historische Einheit von Russen und Ukrainern“ vom 12.Juli 2021 erinnert der russische Präsident Wladimir Putin an die komplizierte, durch unterschiedliche Einflüsse und Herrschaften geprägte Geschichte, von der Kiewer Rus, einem großen europäischen Staat ostslawischer und warägischer Fürsten, von Nowgorod im Norden und bis zu den Stromschnellen am Dnjepr reichend, vom einstigen „Grenzland“ (U Kraina) bis zum heutigen Staatswesen auf dem über Jahrhunderte gewachsenen Territorium der Ukraine. Das katholische Polen-Litauen, das Kaiserreich Österreich-Habsburg, das orthodoxe Russische Reich haben ihre Spuren hinterlassen. Dabei entstanden Gemeinsamkeiten, entwickelten sich aber auch Unterschiede und Gegensätze zwischen den einzelnen Regionen. Manchmal bildet dabei der Dnjepr die Grenze für „Klein-Russland“ für anderes sind es die russischen Städtegründungen im 18.Jahrhundert und das „Wilde Feld“ am Rande des Osmanischen Reiches im Süden, später Noworossija (Neurußland) genannt. Der Osten und Süden sind vor allem durch die kapitalistische und sozialistische Industrialisierung im 19. und 20. Jahrhundert geprägt. In den 1920er Jahren war Charkow die erste Hauptstadt der Ukrainische Sozialistischen Sowjetrepublik (USSR). Die damals durchgeführte Ukrainisierung beinhaltete vor allem die Verbreitung der ukrainischen Sprache. Die seit 1991 erfolgende „Ukrainisierung“ aber besteht in der immer brutaleren Zurückdrängung, Diskriminierung und Ausschaltung alles Russischen aus dem öffentlichen Leben. Dabei geht sie einher mit der sogenannten „Entkommunisierung“, bei der Tausende Straßen und Plätze, hunderte Ortschaften und Städte umbenannt und Denkmäler und Erinnerungsstätten geschleift wurden. Für viele Menschen geht dabei ein wichtiges Stück ihres Lebens oder der Erinnerung an den Lebensweg der Eltern und Großeltern verloren.
In den Auseinandersetzungen in und um die Ukraine spielt die Sprachfrage eine besondere Rolle. Dabei war und ist die Ukraine in Wirklichkeit ein zweisprachiges Land, mit einem hohen ukrainischem Anteil in der westlichen Region (61-94%) und einem bedeutenden russischen in der östlichen und südlichen Region ( 46-87%) sowie Minderheiten vor allem in den westliche Bezirken (Oblasti). Dazu kommen die Nutzer der russisch-ukrainischen Mischsprache Surshyk. Das US-amerikanische Gullap-Institut ermittelt 2008 sogar einen Anteil von 83% der Bürger der Ukraine, welche die russische Sprache im täglichen Leben verwenden, wesentlich mehr als jene, die Russisch bei der Umfrage als Muttersprache genannt hatten. Bedeutende in der Ukraine geborene Schriftsteller und Dichter haben ihre Werke in russische Sprache geschrieben. Nun soll das alles zurückgedreht werden. Schon Rosa Luxemburg hatte 1918 im Manuskript „Zur russischen Revolution“ vor dem ukrainischen Nationalismus gewarnt: „Es ist als wenn die von der Wasserkante eine neue platt-deutsche Nation und Staat bilden wollten“. Wladimir Putin warnt in seinem Juli-Artikel vor einem Projekt „Anti-Russland“, das von inneren und äußeren Kräften in der Ukraine schrittweise betrieben wird, zum Schaden für die Menschen in der Ukraine und in Russland, zum Schaden aber auch für den Frieden in der Region und in der Welt. (3 Teil von 5)
Bild zur Meldung: Gemeinsamer russisch - ukrainischer Sieg zur Olympiade
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Zur Situation in der Ukraine (30. 08. 2021)
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