Reden oder schießen
Schimon Peres, Staatspräsident Israels von 2007 bis 2014, vertrat die Meinung: „Besser reden, reden, reden - als schießen, schießen, schießen.“ Das ist richtig, obwohl der Staat Israel nicht unbedingt als Vertreter dieses Standpunktes gilt.
Bei der Betrachtung aller Konflikte, Auseinandersetzungen und Kriege in der Welt halte ich diesen Aufruf dennoch für den besseren, den einzigen Weg Frieden zu schaffen und gleichberechtigt zusammen zu leben. Man kann zu den Ereignissen in der Ukraine stehen wie man will. Man kann Selenskij und seine Losung nach dem Kampf bis zum letzten Ukrainer bejubeln und seine neuste Forderung nach atomaren Präventionsschläge gut finden. Oder man kann die Schlussfolgerungen Russlands aus dem Staatsstreich 2014 in der Ukraine und aus dem folgenden achtjährigen Völkermord Kiews an den ethnischen Russen im Donbass zumindest begreifen. Eines ist sicher: Die weitere Spaltung der Welt in Ost West ist der falsche Weg. Die Staaten, die sich als Demokratien bezeichnen, haben die besondere Pflicht, der Welt zu dienen und nicht den Zwist und den Krieg zu befeuern und Friedensverhandlungen zu sabotieren.
Der Aufschrei des um die USA gescharten kollektiven Westens nach dem Stattfinden der Referenden in der Ost- und Südukraine ist also keine Überraschung, aber dass gleich neun Mitgliedsstaaten für die Aufnahme der Ukraine in die NATO eintreten, überrascht dann doch. Gleichwohl die sofortige Reaktion einiger deutschen Spitzenpolitiker sofort schwere Waffen zu schicken, zeigt, wie blind man in die weitere Eskalation des Krieges stürzt. Wie recht hatte doch Altkanzlerin Angela Merkel, als sie während der Gründungsveranstaltung der Bundeskanzler-Helmut-Kohl-Stiftung der jetzigen Bundesregierung ins Gewissen redete und mehr Realitätssinn in den Beziehungen mit Russland forderte. Ihr ehemaliger militärpolitische Berater, Brigadegeneral a.D. Erich Vad, formulierte es so: Wir müssen den laufenden Krieg zwischen Russland und der Ukraine vom Ende her denken. Wenn wir den Dritten Weltkrieg nicht wollen, müssen wir früher oder später aus dieser militärischen Eskalationslogik raus und Verhandlungen aufnehmen. Er warnte davor, den russischen Präsidenten zum krankhaften Despoten abzustempeln, mit dem man nicht mehr reden könne. So völkerrechtswidrig und furchtbar der Ukraine-Krieg sei, er stehe doch in einer Kette vergleichbarer Kriege jüngeren Datums, die auf das Konto der USA gehen. "Irak, Syrien, Libyen, Afghanistan – so neu ist das alles nicht".
Die Bürger Deutschlands, mehrheitlich zumindest im Osten, wollen keinen Krieg der NATO gegen Russland, der atomar werden könnte. Die Bürger fordern Frieden, weg mit den Sanktionen und freie Zusammenarbeit zum Nutzen der Völker. Sicherheit ist nicht nur die Abwesenheit von Krieg und Gewalt. Zur Sicherheit zählen auch bezahlbare Waren, Gas, Benzin und Strom.
Also Schluss mit Krieg als Mittel der Politik.
Ihr Re (h) Auge
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